Freitag, 15. November 2013

Ein bisschen Alltag

Mittlerweile habe ich echt das Gefühl so langsam hier richtig angekommen zu sein. Ich fühle mich von Tag zu Tag wohler und ein Alltag hat sich irgendwie auch schon eingestellt.
Montag bis Freitags gehe ich wie gesagt von 8-16:30 arbeiten.
Montag, Mittwoch und Freitag jogge ich dann immer von der Arbeit nach Hause. Das sind so 4-5 km  und mittlerweile habe ich mich schon von 26 auf 22:41 Minuten gesteigert. Beim joggen wird man immer richtig oft angeguckt, weil nicht viele Leute um die Uhrzeit joggen gehen und dann auch noch ein Ausländer. Manchmal ist das ein bisschen nervig und ich denke mir, dass sie doch mal langsam verstanden haben müssen, dass ich da jetzt regelmäßig langlaufe, aber das sind ja meistens immer andere Leute. Allgemein sind die aber alle ganz nett und grüßen einen oft. Manche bieten mir an, mit auf ihrem Roller zu fahren, falls ich müde sein sollte oder einer hat auch gefragt, ob ich hungrig wäre und wollte mir was zu essen anbieten. Aber das lehne ich dann immer dankend ab, weil ich ja freiwillig joggen gehe und mich bewegen will :) Ach und zweimal die Woche, immer dann wenn ich nicht joggen gehe, sondern zu Vietnamesisch fahre, hole ich mir auf dem Weg immer einen kleinen Snack: Frittierte Bananen und Sesambrötchen. Die Verkäufer kennen mich jetzt auch schon und grüßen immer lieb, wenn ich an denen vorbei jogge. Letztens bin ich an dem Sesamstand vorbei gejoggt, als Julius sich gerade dort was gekauft hat. Und als ich dann zu Hause war, hat dort auch ein Sesambrötchen auf mich gewartet, welches die Leute vom Sesamstand Julius umsonst für mich mitgegeben haben :)
Ansonsten habe ich auch noch angefangen Aerobic zu machen und ich weiß auch nicht genau wie ich das schaffe, aber ich gehe immer morgens vor der Arbeit von 6-7! Macht echt Spaß und nach dem dritten Mal jetzt, sind die anderen auch was aufgetaut und haben mich mal angesprochen. Das sind alles vietnamesische Frauen, die meisten schon etwas älter, aber auch ein paar so um die 20 Jahre. Mal schaun, vielleicht lern ich da ja auch noch ein paar Leute kennen.
Ich hätte nicht gedacht, dass Sport hier so gut funktioniert! Eigentlich dachte ich, die Hitze macht einen völlig fertig, aber das geht voll. Man sollte halt nicht gerade in der Mittagshitze was machen. Und ich glaube so viel geschwitzt beim Sport wie hier habe ich noch nie. Das kommt dann durch die Hitze, aber mit viel zu trinken, fühl ich mich richtig gut nach dem Sport.
Außer Sport, habe ich zweimal die Woche noch Vietnamesisch und dann treffen wir uns ab und zu mit Leuten in unserem Distrikt. Ich habe letztens noch mal jemanden kennen gelernt, der bei uns in der Nähe wohnt, mit der ich mich bald auch mal verabreden wollte. Das mit dem Leute kennen lernen in unserem Distrikt ist nämlich immer noch etwas schwer, aber so langsam geht es voran. Ich denke das braucht einfach seine Zeit!


Am Wochenende fahren wir dann meistens zu den anderen Freiwilligen ins Zentrum der Stadt, da in unserem Distrikt nie wirklich viel los ist. Die anderen Freiwilligen, das sind Viet, Milena, Kim und Charlotte, die auch mit meiner Organisation unterwegs sind und für die Uni arbeiten. Und dann sind da noch Phi Ha und Max vom Deutschen Roten Kreuz, die für das Goethe Institut und für eine andere Uni arbeiten. Wir verstehen uns echt gut und machen viel zusammen. Ich bin sehr froh, dass wir am Wochenende immer bei den anderen schlafen können und zusammen Sachen unternehmen. Ich glaube, wenn man ganz alleine hier wäre, wäre das alles etwas schwerer. Auf dem Foto war ich zum Beispiel mit Charlotte und Kim (rechts von mir) und zwei vietnamesischen Deutschstudenten im Reunification Palace hier in Ho Chi Minh.


Und ich habe mir endlich einen Roller gekauft bzw. Kim Chi, meine Chefin hat mir einen besorgt. Sie meinte es wäre ihr lieber, wenn ein Vietnamese den Roller kaufen würde, denn der wüsste, welcher Roller gut wäre und könnte ihn auch durchchecken. Also hat sie einen Freund losgeschickt, der für mich einen Roller gesucht und auch gefunden hat. So lieb, dass sie das für mich gemacht haben und letztendlich habe ich nur 180 Euro gezahlt, also ich kann mich echt nicht beschweren. Die erste Fahrt war nicht so gut und ich bin ein bisschen wo gegen gefahren :) Aber zum Glück ist nichts passiert und aus Fehler lernt man ja auch, nicht wahr? Mittlerweile klappt das Fahren auf jeden Fall schon richtig gut und ich habe mich an den verrückten Verkehr hier gewöhnt. Es ist sehr schön einen eigenen Roller zu haben, denn dann bin ich so unabhängig und kann überall hin fahren.


Und zum Schluss noch das Wetter! :) Man merkt, dass die Regenzeit so langsam aufhört. Es regnet immer weniger, sodass es auch gefühlt immer wärmer wird. Ich glaube im Moment haben wir immer so um die 32 Grad. Also wenn man nicht unter einem Ventilator sitzt, dann läuft der Schweiß ab und zu mal einfach den Rücken oder das Gesicht runter. Wenn es dann aber doch mal regnet, dann sehen die Straßen zum Teil so aus, wie auf dem Bild oben. Das war letzten Donnerstag vor unserem Hotel. An dem Tag hatten wir auch frei, denn mein Roller würde eine Fahrt durch so tiefes Wasser glaube ich nicht gut überstehen. Den Vietnamesen scheint das nichts auszumachen, die fahren da knallhart durch. Ab und zu sieht man dann jemanden schieben, weil der Roller abgestürzt ist.

Ich konnte noch echt viel erzählen, aber ich glaube so langsam reicht es erstmal. In einem der nächsten Einträge stell ich Euch dann endlich mal meine Hotelfamilie vor :)
Ach und ich freu mich sehr, dass ihr mir immer so lieb antwortet und mich auf dem Laufenden hält! Cám on rât nhièu (Vielen Dank) an Euch! :)

Freitag, 8. November 2013

Meine Arbeit
So bestimmt interessiert Euch auch riesig, was genau ich hier eigentlich mache. Deswegen gibt's endlich einen Blogeintrag über meine Arbeit mit ein paar Bildern!
Also in dem Heim leben circa 50-60 Kinder im Alter von 2 bis 23 Jahren. Die Art der Behinderung ist ganz unterschiedlich und geht von Trisomie 21, über Epilepsie bis zu Spastik etc. und bei einigen kann ich gar nicht genau sagen, was sie haben.
Es arbeiten so ungefähr 10 ständige Mitarbeiter dort, von denen 4 auch Mütter von einem der Kinder hier sind. Zusätzlich kommen richtig oft noch Freiwillige so ein- bis zweimal die Woche, um mit den Kindern zu spielen oder irgendwelche Bastelaktionen etc. zu machen. Und dann sind da natürlich noch Julius und ich und eine Australierin, die hier als Freiwillige regelmäßig arbeiten. Maz, die Australierin, ist Physiotherapeutin und kann uns somit einiges zeigen und erklären.
 Das Heim finanziert sich komplett über Spenden und ich bin echt beeindruckt, wie gut das läuft.

Unten gibt es einen Spielraum und einen Schlafraum für die älteren und nicht ganz so eingeschränkten Kindern. Rechts sieht man die Stühle, in denen die Kinder öfter sitzen. Die sind so konstruiert, dass sie sich auf der runden Rolle sitzen, den Tisch dann vor sich haben und die Beine runterbaumeln, sodass sie auch damit durch die Gegend laufen können!


Oben gibt es dann einen Raum für die kleineren, eingeschränkteren Kinder. Die sitzen tagsüber eigentlich alle in ihren Rollstühlen oder liegen in ihren Betten, so wie auf diesen Foto. So sieht's dann aus, wenn alle nach dem Füttern im Bett liegen.

Und das ist der Physiotherapieraum, in dem ich mich die meiste Zeit aufhalte. Im Vordergrund kann man auch noch mal gut die Art Rollstühle sehen, in denen die Kinder von oben immer sitzen. Auf dem Bild sind auch Julius und Maz zu sehen!

Ja und dann machen wir immer verschiedene Übungen mit den Kindern. Meistens geht es los mit ein bisschen Stretchen, da viel Kinder oft verkrampft sind und Fehlhaltungen haben. So wie man bei Vy's linker Hand auf diesem Foto recht gut sehen kann. Die Hand ist immer abgeklappt und wird so gut wie nicht benutzt. Also dehnen wir sie in die andere Richtung, damit sie das weiß, wie sich das anders anfühlt und wenn man regelmäßig macht, kann man häufig eine leichte Verbesserung nach einiger Zeit sehen. Natürlich nur sehr gering und langsam, aber immerhin!
Ab und zu gibt's auch eine Massage, die die Kinder sehr genießen! Die Massagemaschiene übernimmt zum Glück alles und man muss eigentlich nur mit dem Kopf über den Körper der Kinder fahren. Also recht simpel und entspannt! Da würde ich mich auch ganz gerne mal da hinlegen und massieren lassen :)

 Und so wird dann auf ganz verschieden Art und Weisen das Sitzen geübt! Einige können das schon sehr gut, andere können eigentlich kaum ihren Kopf selber halten.


Wenn das mit dem Sitzen dann schon was besser klappt, kann man es auch schon mit Stehen versuche. Je nachdem wie fit die Kinder sind, werden sie unterschiedlich viel mit den Bändern unterstützt, wie man auf dem Bild sehen kann. Und man erkennt auch gut, die Schuhe, die die Kinder immer anhaben. Da die Meisten wie gesagt eine Fehlhaltung haben, sind die Schuhe dafür da, dass sie nicht in der Fehlhaltung stehen lernen, sondern die Füße und Beine in der richtigen Position sind.
Natürlich wird nicht nur an diesen Geräten stehen geübt, sondern auf frei!



Und dann geht es weiter mit dem Laufen! Auch auf ganz verschieden Art und Wiesen.
Kurz noch zum Arbeitsverhältnis: mit den Mitarbeitern versteht man sich immer besser. Zwar können die meisten nur Vietnamesisch, aber mittlerweile fühle ich mich schon gut aufgenommen. Und mit zwei Mitarbeitern, die auch immer im Physiotherapieraum sind, albern wir auch schon was rum und verstehen uns echt gut. Auch mit unserer Chefin läuft's prima. Die ist entgegen der Beschreibungen der vorherigen Freiwilligen echt nett. Sie hat mir sogar einen Roller besorgt (dazu gibt es bald mehr und ein Foto dazu im nächsten Blogeintrag) und hilft uns, wo sie nur kann.


Mein normaler Arbeitstag sind folgendermaßen aus: Gegen halb 9 geht's los und wir starten mit einer Runde Physiotherapie mit Spielen und Rumalbern. Danach heißt es um 10 Uhr Essenszeit für die Kinder. Dann geht es ran ans Füttern und danach werden sie ins Bett gebracht. Gegen 11 essen wir mit den anderen Mitarbeitern Mittag. Das Essen ist jetzt nicht das beste, aber ganz okay. Es gibt immer eine kleine Portion Reis mit 3 oder 4 kleinen Stückchen Fleisch und etwas Gemüse und einer kleinen Suppe. Anschließend haben wir bis 14 Uhr Mittagspause, in der ich meistens was Vietnamesische lerne, lese oder auch ein Ründchen schlafe. Danach kriegen die Kinder was Milch und es startet eine zweite Runde. Also wieder Physiotherapie, füttern, ins Bett bringen. Gegen halb 5 machen wir uns dann auf den Heimweg.


Jeden Dienstag fahren wir mit fünf Kindern in eine internationale Schule und dort kommen dann immer fünf Kinder von dieser Schule, um mit ihnen zusammen zu spielen. Ich finde das eine sehr gute Aktion, da dann sowohl die Kinder der Schule lernen, mit Kindern mit Behinderung umzugehen, als auch die Kinder mit Behinderung mal mit anderen Kindern in Kontakt kommen.


 Nur Physiotherapie und irgendwelche Übungen wären ja langweilig, also darf der Spaß nicht fehlen! Wir albern richtig oft mit den Kindern rum und es ist immer echt süß, wie sehr sie sich dann freuen und lachen. Auf dem letzten Bild sitze ich zum Beispiel nur auf einem Gymnastikball und hüpfe ein bisschen durch die Gegen mit Vy und sie geht richtig ab! Mein Gesichtsausdruck ist nicht der tollste auf dem Bild, aber das soll nicht davon ablenken, dass mir die Arbeit echt Spaß macht!
Man baut immer mehr eine Bindung zu den Kindern auf und lernt sie immer mehr kennen. Ich habe sie schon richtig ins Herz geschlossen und kann mir gut vorstellen, dass es echt schwer wird, sie nach einem Jahr zu verlassen. Die sind so süß alle und ich freu mich immer so, wenn sie mit einer Umarmung, einem kleines Küsschen oder einfach nur einem Lachen zeigen, dass sie froh sind, dass wir da sind!
Also ich bin rundum zufrieden mit meiner Arbeit und echt froh, hier zu sein!